Geschichte

Die „alte“ Pferdebahn in Döbeln 1892 – 1926

Ende des 19. Jahrhunderts gab es auch in Döbeln eine stürmische wirtschaftliche Entwicklung. Die Bevölkerung wuchs, und außerdem war Döbeln eine Garnisons­stadt.
1847 ging die Eisenbahnstrecke Riesa – Döbeln in Betrieb, 1852 die Verlängerung nach Chemnitz. Wegen der Lage Döbelns im Tal der Mulde umging die Strecke die Anhöhen und verlief 2 km westlich der Stadt. Ab 1868 gab es die Eisenbahn Dresden – Meißen – Döbeln – Leipzig. Am Kreuzungspunkt der beiden Strecken entstand der Döbelner Hauptbahnhof. Hinzu kam die Schmalspurbahn zum Mügelner Netz, so dass Döbeln ein wichtiger Knotenpunkt der Eisenbahn wurde.   

Fünf Döbelner Geschäftsleute schlugen 1891 den Bau einer Pferdestraßenbahn vom Stadtzentrum zum Hauptbahnhof vor.
Mit Genehmigung der Stadt gründeten sie die „Döbelner Straßenbahn AG“.
Am 10. Juli 1892 wurde die Strecke vom Hauptbahnhof bis zum Obermarkt eröffnet, am 8. September die Verlängerung bis zur Endstelle Weißes Kreuz. Die Strecke war damit 2,64 km lang, eingleisig mit mehreren Ausweichstellen und in Meterspur angelegt.
Eine kurze Zweigstrecke führte zum Hotel „Goldene Sonne“ in der Ritterstraße.
Für den Postverkehr gab es einen speziellen Wagen, der zwischen Hauptbahnhof und dem Hauptpostamt in der Innenstadt pendelte.

Anfangs gab es drei, später sieben Wagen für den Personenverkehr.
Es waren neun bis zwölf Pferde vorhanden.
Täglich wurden bis zu 33 Fahrten je Richtung durchgeführt.
Das Personal umfasste etwa 10 Personen. Auf den Wagen arbeitete nur der Kutscher, denn auf Schaffner verzichtete man aus Kostengründen.

Bis zum 1. Weltkrieg war die Bahn rentabel, so dass den Aktionären Dividenden gezahlt werden konnte. Das änderte sich mit der Inflationszeit, so dass ständig Zuschüsse erforderlich wurden.
Als eine der letzten Pferdebahnen in Deutschland stellte die Döbelner Straßenbahn im Dezember 1926 den Betrieb ein. Von da an fuhr der Kraftomnibus.
Gleisreste hielten sich auf dem Obermarkt noch bis 2006. 

Die „neue“ Pferdebahn in Döbeln seit 2007

Im Jahre 2001 kam in der Arbeitsgruppe Innenstadtmarketing die Idee auf, die frühere Pferdestraßenbahn als touristische Attraktion wieder zu beleben.
2002 gründete sich der Traditionsverein Döbelner Pferdebahn e.V. mit damals 25 Mitgliedern. Inzwischen hat sich der Mitgliederbestand bei 60 stabilisiert.
Im selben Jahr gab es einen herben Rückschlag durch das große Hochwasser, bei dem die gesamte Innenstadt von Döbeln von der Mulde überflutet wurde.
Der Verein hatte sich zwei Ziele gestellt:
1. Bau einer Gleistrasse in der Innenstadt  und Fahrten mit einer historischen Pferdestraßenbahn darauf zu bestimmten Tagen bzw. auf Bestellung
2. Aufbau eines Museums, in dem die Geschichte der Pferdebahnen dargestellt wird.
Mit gebrauchten Schienen aus Leipzig, Cottbus und Chemnitz entstand eine etwa 700 m lange eingleisige Strecke vom Obermarkt über Bäckerstraße, Niedermakrt und Theaterstraße bis zum Pferdebahnmuseum.
Der Wagenkasten stammt vom früheren Triebwagen 1 der Straßenbahn Meißen. Als in Meißen der Personenverkehr 1936 auf Autobusse umgestellt wurde, verkaufte man die Wgenkästen an Interessenten. Wagen 1 gelangte in das Dorf Keilbusch, wo er noch bis 2002 als Hühnerstall diente. Nach der Bergung des Wagens 2003 konnte er beim Sächsischen Umschulungs- und Fortbildungswerk Dresden restauriert werden. Das Fahrgestell ist ein Neubau.
Das Zugpferd wird von einem Vereinsmitglied zur Verfügung gestellt, das auch als Kutscher fungiert. Sein Kutscherhof befindet sich in einem Vorort von Döbeln. 
Die Eröffnung der Pferdebahn war am 9. Juni 2007, damals noch vom Obermarkt bis zum Theater. Das Pferdebahnmuseum wurde im Dezember 2009 erreicht, seitdem ist der Wagen dort stationiert.